Begegnungen mit jungen, scheinbar hilflosen Wildtieren und Jungvögeln nehmen wieder zu und wecken bei vielen Menschen den Beschützerinstinkt. Mit dem Willen zu helfen, handeln sie dann leider häufig genau falsch: Sie sammeln die Kleinen ein und nehmen sie mit. Das ist meist der Beginn von unvorstellbarem Tierleid und endet oft genug mit dem Tod der Tiere oder einem traurigen Leben in Dauergefangenschaft – und das ohne jede Notwendigkeit.
Normales Verhalten: Alleingelassene Jungtiere nicht in Not
Rehkitze und Junghasen, die stundenlang regungslos im Grünen sitzen, sind nicht hilflos, krank oder gar in Not – ganz im Gegenteil. Dieses Verhalten sichert ihnen das Überleben. Sie können sich ganz auf ihre perfekte Tarnung verlassen und werden so von Räubern wie Füchsen und Greifvögeln nicht entdeckt. Zudem sparen sie Energie und legen so schneller an Größe und Gewicht zu. Ihre Mütter kommen oft nur zwei oder dreimal am Tag zum Säugen vorbei – das ist völlig normal und ausreichend.
Selbständig werden: Von „Nestlingen“ zu „Ästlingen“
Alle Jungvögel verlassen irgendwann das schützende Nest, unternehmen erste Flugversuche und werden außerhalb des Nestes nach wie vor noch eine Zeit lang von ihren Eltern gefüttert. Sie werden von „Nestlingen“ zu „Ästlingen“. Dies ist eine völlig normale Phase im Leben jedes heranwachsenden Vogels. Leider werden die Vögel gerade in dieser Phase, in der sie selbständig werden, jedes Jahr von besorgten Menschen scharenweise eingesammelt, zu Tierärzten oder Auffangstationen gebracht und damit völlig unnötig aus ihrem natürlichen Gefüge gerissen.
Deswegen: lassen Sie Wildtiere grundsätzlich immer dort, wo Sie sie gefunden haben – draußen, wo sie hingehören! Am besten ist es, Abstand zu halten, nicht anzufassen oder zu bedrängen.
In der freien Natur: auf den Wegen bleiben und Hunde an die Leine!
Insbesondere jetzt ist es enorm wichtig, in der Natur auf den Wegen zu bleiben und vor allem Hunde immer angeleint zu lassen. Denn selbst den besterzogenen Hund kann das Jagdfieber packen. In der Folge werden leider jedes Jahr Wildtiere durch Hundebisse schwer verletzt und sterben. Bodenbrütende Vögel sind störungsempfindlich und werden durch herumlaufende Hunde aufgeschreckt und geben ihre Gelege oder ihre Jungen auf. Zudem ist es auch für die Hunde selbst gefährlich, unangeleint durch Wald und Wiese zu laufen. Zum einen leben rund um Jena viele Wildschweine, und vor allem Bachen mit Frischlingen sind gefährliche und überlegene Gegner für jeden Hund. Zum anderen können sie leicht Parasiten und Krankheiten wie die Räude bekommen, wenn sie beispielsweise Kontakt mit einem Fuchs haben.
Übrigens: Das Verlassen der Wege, das Benutzen wilder Trampelpfade und das Freilaufen von Hunden sind generell in den Naturschutzgebieten nicht erlaubt. Ob man ein Naturschutzgebiet betritt, erkennt man sehr einfach an den gelben Schildern mit der Eule.
Sehr seltene Fälle: Verletzte Tiere
In den wenigsten Fällen, in denen ein Wildtier aufgefunden wird, handelt es sich also um ein Tier in Not. Offensichtliche Kennzeichen eines Tieres, das sich nicht selbst erhalten kann, sind z.B. sichtbare Wunden oder eine abnorme Haltung oder Stellung von Flügeln bzw. anderer Extremitäten. In diesen Fällen kann das Tier ggf. zum Tierarzt gebracht werden. Die Behandlung solcher Tiere ist aber nur dann gerechtfertigt, wenn später die Wiederauswilderung erfolgen kann.
Foto: pixabay
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